Die ganze Welt in Julias Lokschuppen
Die jüngste Sterneköchin Deutschlands, Julia Komp und ihr Team, haben eine Snackbar am Mülheimer Hafen eröffnet. Direkt am Rhein. Drinks und Snacks to go or to stay. Zur Überbrückung der Corona-Krise quasi. Bald öffnet der Lokschuppen mit einer überaus vielseitigen Küche.

An einem schönen Samstag Nachmittag mache ich mich mit meinem Fahrrad auf den Weg von der Kölner Südstadt nach Mülheim. Ich möchte auf die „andere“ Rheinseite. Da ich aus Istanbul komme, vergleiche ich die Kölner Veedel mit Istanbuler Stadtteilen. Die Südstadt ist z.B. wie Beyoglu und Cihangir. Rodenkirchen wie Etiler und Ehrenfeld wie Besiktas. Die rechte Rheinseite ist für mich die „asiatische Seite“ von Köln. Die westliche Seite ist die europäische. Denn auch Istanbul wird getrennt durch Wasser, dem Bosporus. In Köln ist es der Rhein. Echte Istanbuler schmunzeln über diesen Vergleich. Nach einer für mich langen Fahrt erst am Rhein entlang gen Norden, dann über die Hohenzollernbrücke, dann wieder den Rhein entlang bis zur Mülheimer Insel und der „Katzenbuckelbrücke“, durch Stock und Stein, halte ich auf der Hafenbrücke inne, um den herrlichen Ausblick zu genießen. Mache ein paar Fotos mit der Kamera. Sehe den Dom, der mir inzwischen so vertraut ist, dass ich, wenn ich nach einer Reise am Hauptbahnhof ankomme, zuerst zur Domseite rausgehe, um ihn zu sehen. Wie kann es sein, denke ich, dass Köln meine Heimat geworden ist und ich kein Heimweh nach Istanbul habe…Natürlich liegt es zu allererst an den Menschen hier.
Die Anker 7 Bar sieht aus wie ein Beach Club. Nur, dass es eine saftige grüne Wiese ist, direkt am Rheinufer. Von jung bis älter, Familien mit Kindern, Enkeln, Paare, Singles, total bunt ….alles tummelt sich auf der Wiese. Angelockt durch die Chillout-Musik des DJs, grad spielt er „Transient“ von Mr. G. Sie stellen sich geduldig in die Schlange für den Ausschank, wo man zu Essen und alle möglichen Getränke kaufen kann. Dann nehmen sie ihre Essenspäckchen und setzen sich wieder auf die Wiese zum Verzehr. Während ich an einem der zwei Fässer stehe und geduldig darauf warte, dass die Chefköchin Zeit für mich entbehren kann, bestellt sich ein junger Mann schon sein zweites rotes Getränk, Campari. Dann schreibt mir meine Schwester aus Bremen: „koche gerade Weißkohl, was kann ich statt Kümmel nehmen?“. Ich lächele, denke dabei, dass meine Schwester Kümmel nicht mag und entscheide mich für Koriander. Mein Lieblingsgewürz. Ich bekomme Gelegenheit, mit dem Restaurantleiter Yasin Yesilmen zu sprechen. Er steht Julia Komp auch als Sommelier und Experte für Getränke zur Seite. Beide sind ein eingespieltes Team und haben schon auf Schloss Loersfeld zusammen gearbeitet.
Mit 14 schon einen Plan

Während ich an einem der beiden „Steh- Fässer“ stehe und Notizen in mein Buch mache, kommt eine Dame auf mich zu. Sie fragt mich, ob ich Bestellungen aufnehme. Ich verneine, sehe sie aber aufmunternd an. Sie entschuldigt sich, stellt aber weitere Fragen, und ich mache Werbung für Anker 7. So gut es geht. Ab und zu treffen meine Blicke mit den des netten Kellners, der ab und zu seine Maske abnimmt, um verständlicher zu sprechen. Endlich kann ich auch mit Julia Komp sprechen. Der jüngsten Sterne-Köchin Deutschlands, die schon mit 14 wusste, dass sie Köchin werden will. Ich beneide sie. Was muss es für ein tolles Gefühl sein, seinen Traumberuf zu verwirklicht zu haben und wie Julia mit Herz und Seele zu arbeiten. Zu Hause kocht sie eigentlich so gut wie nie. „Eigentlich“, wenn nicht Corona wäre. Denn sie hat einen Freund und Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Da bietet es sich an als Köchin auch zu kochen.

Die ganze Welt in Julias Küche
30 Länder hat sie bereist, eine kulinarische Weltreise, von Südamerika, Nord-Afrika, Orient, Asien. Ihr Herz schlägt für die orientalische Küche. Ihr Lieblingsgewürz ist „Baharat“, was auf Türkisch eigentlich „Gewürz“ bedeutet, ein Gemisch aus Paprika, Muskatnuss, Pfeffer, Schwarzkümmel, Kreuzkümmel, Piment, Nelken und Koriander. Also ein kräftiges Aroma. Julia Komp mag dieses Gewürz lieber als Ras-el Hanout, auch eine orientalische Gewürzmischung. Da Frau Komp scharf mag, ist ihr Ras-el Hanout wohl zu mild.
Ihr Herz schlägt für die orientalische Küche
Mit einem Team von sechs Personen in der Küche, kocht sie eher „asiatisch“. Ich frage sie nach der besten Küche, denn ich selbst kann mich nicht entscheiden. Korea und Indien haben ihrer Meinung nach die vielseitigste Küche. Doch ihr Lieblingsrezept ist orientalisch: Shak Shuka. Das Rezept von ihr findet ihr weiter unten. Sie hat für die Guide Michelin Instagram-Seite an Ostern 2020 dieses Rezept preisgegeben. 14.000 likes bekam das Rezept gleich am 1. Tag.
Weitere Infos über Anker 7 und den Lokschuppen finden Sie hier: https://www.lindgens-gastronomie.de/uber-lindgens/
Hier geht es zum Lieblingsrezept von Julia Komp

Shakshuka
Zutaten:
2 EL Olivenöl
2 Stück fein gewürfelte Zwiebeln (schneiden nicht hacken)
2 große rote Paprika
3 fein gehackte Knoblauchzehen
2 fein gehackte scharfe Chili
2 EL Tomatenpaste
je 1 Prise Kreuzkümmel, Koriandersamen, rote Paprika-Pulver, Baharat
400 g gehackte Tomaten
2 Esslöffel gehackte frische Petersilie und Minze
frisch gemahlener schwarzer Pfeffer nach Geschmack
5-6 große Eier, 100 g Feta (zerbröckeln), 100 g Kichererbsen (gekochte, aus dem Glas), 50 g schwarze Oliven ohne Stein
Das Olivenöl in einer großen Pfanne erhitzen, Knoblauch und Chili, die gewürfelten Zwiebeln anschwitzen. Tomatenmark und die Gewürze hinzufügen und kurz mitanschwitzen. Mit den gehackten Tomaten ablöschen. Alles etwas einkochen lassen und mit Salz abschmecken. Kichererbsen, Oliven und die Eier hinzufügen, den Feta darüber streuseln.
Solange köcheln lassen, bis die Eier den gewünschten Grad erreichen. Danach servieren.